bretonische Flagge

geliebte Bretagne

geliebte Bretagne

Der Tresor des Bauern

Während ihrer Bretagnereise 1995 fassten Marion und Jo sich noch einmal ein Herz die Besitzer von Jo's Traumhaus aufzusuchen. Traumhaus Der Schock über die recht rüde Abfuhr damals war vergessen. Nach dem Motto "Jeder hat mal einen schlechten Tag" konnten die Chancen heute ja anders liegen. Es war der 14. Februar, Valentinstag. Außer der Bedeutung für uns machten wir uns keine Gedanken über das Datum. Dass es doch eine Bedeutung hatte, sahen wir einige Minuten später.

Mit leichtem Herzklopfen, aber doch guter Dinge machten wir uns also erneut auf den Weg zum Gehöft des alten Bretonen. Als wir vor der Tür standen erinnerte ich mich noch genau an das Bild des alten hakennasigen Mannes mit seinem strengen Blick. Was würde uns heute erwarten?

Nachdem wir angeklopft hatten, öffnete diesmal nicht der Bauer, sondern seine Frau. Sie hörte sich geduldig Marions Erklärung zu unserem Besuch an und bat uns dann freundlich herein.

Wir wurden in die Wohnküche des Hauses geführt, die den Namen Wohnküche zurecht hatte. Sie war einfach riesig, mit gekacheltem Steinboden und großen Holzschränken, die tief dunkel waren. Wir nahmen auf einer Eckbank platz, während die Frau ihren Mann aus dem Wohnzimmer rief. Dabei erfuhren wir so ganz nebenbei, dass die beiden an diesem Tag Hochzeitstag hatten. Kurzentschlossen holten wir einen bunt blühenden Zweig aus dem Auto, der eigentlich für Marion gedacht war. Immerhin war mit dieser Geste das Eis gebrochen und man kam in's Gespräch. Nach allerlei freundlichem Geplänkel versuchten wir zum Thema zu kommen und unser Anliegen mit dem Haus neu zu formulieren. Aber das war nicht so einfach. So verschlossen unser Bretone beim ersten mal an der Tür auch war, so redselig war das Pärchen dieses mal. Es wurden Brombeerlikör und Kekse aufgetischt und die Unterhaltung bekam familiären Charakter. Der Zusammenhang Deutschland und zweiter Weltkrieg war auch schnell hergestellt und unser Bauer erinnerte sich, während des Krieges selber in Deutschland gewesen zu sein. Nicht auf dem Schlachtfeld, nein in der Schreibstube. Fußball hatte er gespielt, daran erinnerte er sich noch gut.

Wir versuchten immer wieder auf das Thema Haus zurückzukommen, ohne unhöflich wirken zu wollen. Immerhin wurde das Gespräch nicht völlig abgewürgt und es wurden ein paar Argumente gewechselt. Allerdings gab es da ein Hindenis, das wir erst nicht so richtig verstanden. Auf dem Gelände sollte es einen "Tresor" geben und deshalb könne er nicht verkaufen. Mithilfe des Wörterbuches wurde klar, dass es sich hierbei um einen Schatz handelte und wir versicherten, dass wir daran kein Interesse hätten, sondern nur das kleine Häuschen haben wollten. Den Schatz könne er gern behalten.

Dannn war es wieder soweit, Themenwechsel. Das Familienalbum mit uralten Fotos wurde herausgeholt und wir lernten die Familienmitglieder von drei Generationen kennen. Eines der Fotos zeigte noch das alte Gehöft im damaligen Zustand mit Haupt- und Nebenhaus. Es war von 1927. Wir waren beeindruckt. Keine Ahnung in welchem Zusammenhang, aber irgendwie tauchte innerhalb einer Frage das Wort "Illär" auf. Wir verstanden die Frage nicht und schauten uns etwas ratlos an. Innerhalb von Sekunden änderte sich das Klima in der Küche. Sie warteten auf eine Antwort, die wir nicht gaben, weil wir nicht verstanden. Ihre Blicke wurden mißtrauisch und ich traute mich kaum in meinen Keks zu beißen, weil ich fürchtete gleich mit dem Besen aus dem Haus gekehrt zu werden. Bis endlich Marion das Rätsel löste. Illär war Hitler. Die Frage: Ob wir Hitler gut fänden.
Ach Hitler ..... ach du Scheiße!
Unser Entsetzen schien alle Zweifel auf einen Schlag zu beseitigen. Die dünne Eisschicht taute schlagartig auf, es wurde wieder Likör eingeschenkt. Ich durfte meinen Keks beruhigt aufessen.

Ansicht des Traumhauses Inzwischen war es spät geworden und wir wollten die Gastfreundschaft der alten Leute nicht weiter beanspruchen. Wir nahmen uns vor noch im Frühjahr wiederzukommen um die Verhandlungen weiterzuführen. So verabschiedeten wir uns mit einem Teilerfolg der zwischen nicht-ja und nicht-nein angesiedelt war. Leider kam es zu der geplanten Reise nicht mehr und das Haus blieb bis heute ein Traum der immer weiter verfällt.......
aber nicht ausgeträumt ist!